Postautonomie
Zum Schicksal künstlerischer Autonomie.
Post Autonomie ist ein zentraler Baustein in der Theorie von Thing Frankfurt. Der Begriff geht auf den Hamburger Kunsttheoretiker Michael Lingner zurück und verweist auf ein Stadium der modernen Kunst, in dem sie kritisch ihre eigene Autonomie reflektiert und möglicherweise verwirft.
Mit der Aufgabe ihrer Autonomie wird die Kunst frei, sich außer-künstlerischen und außer-ästhetischen Zwecken und Nutzen zuzuwenden.
In Frankfurt hat sich postautonomes Handeln schon Anfang der 1990er Jahre in Form der Offspaces manifestiert. Projekte von ungeklärtem Status, in Zwischenräumen von Galerie, Club oder Sozialstation angesiedelt, ihren eigenen Ausdruck und ihr eigenes Publikum schaffend. Mit dem Anspruch, Rezeption durch Partizipation zu ersetzen.
Thing Frankfurt realisiert eine relationale Ästhetik, oder in der Sprache von Alsleben/Eske Mutualität (Wechselseitigkeit), die weitestgehend von der Produktion eigener Werke absieht und stattdessen an der Verknüpfung und Vermittlung fragmentarischer Äußerungen heterotoper Quellen arbeitet.
Kunst mittels und durch das Internet hat sich von einem isolierten Werkbegriff gelöst, und versucht, die Forderung Lingners, nicht Werke sondern Werkzeuge zu schaffen, in sozialen Netzwerken umzusetzen.
Ich denke für die weitere Entwicklung der Kunst nicht in Begriffen der Postmoderne sondern der Postautonomie, mit der die Kunst ihre Autonomie aufgibt, die ihre keine endgültigen Zwecke erlaubt.
Denn, wenn die Kunst am Ende des Weges der ästhetischen Autonomie angelangt ist, scheint es mir unvermeidbar, daß sie nach außerästhetischen Zielen und Funktionen Ausschau hält, um sich fort zu entwickeln und zu überleben
Michael Lingner in Art as a system within society 1993
https://ask23.de/resource/ml_publikationen/kt93-1
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